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Freinet Pädagogik: Selbstentfaltung in der Schule

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In den 1930er Jahren entwickelten die Franzosen Célestin Freinet und Élise Freinet das reformpädagogische Konzept der Freinet-Pädagogik. Schwerpunkte dieses pädagogischen Konzepts sind die freie Entfaltung der Persönlichkeit, die Eigenverantwortlichkeit des Kindes, Zusammenarbeit und Verantwortlichkeit und ein kritisches Bewusstsein zur Umwelt.

Selbstbestimmter Unterricht

Zielsetzung der Freinet Pädagogik ist, den lehrergelenkten Unterricht durch einen Schülerunterricht zu ersetzen, der vom Schüler selbstbestimmt werden kann. Die Klasse wird dabei als Kooperative bzw. Genossenschaft eingerichtet. Sowohl Schüler, wie auch Lehrer verfügen dabei über jeweils eine Stimme. Dabei können die Kinder mitbestimmen, welche Inhalte sie erlernen möchten und welche Zeit dafür eingeräumt werden soll. Anstelle des lehrerzentrierten Unterrichts stehen selbständige Arbeiten, Erkundungen und Exkursionen im Mittelpunkt.

Die Gestaltung des Klassenzimmers

Das selbstbestimmte Arbeiten der Schüler wirkt sich auch auf die Gestaltung des Klassenzimmers aus: Das Klassenzimmer kann in themenorientierte Arbeitsecken und Ateliers abgetrennt werden.

Die Schuldruckerei

In der Vergangenheit verfügte jede Freinet Schule auch über eine eigene Schuldruckerei. Hierbei kamen einfache Pressen mit Bleilettern zum Einsatz. Dabei wurden von den Schülern eigene Texte gesetzt und Klassenzeitungen, sowie auch eigene Bücher gesetzt. In digitalen Zeiten hat die Schuldruckerei auch in den Freinet Schulen an Bedeutung verloren.

Die vier Grundsätze der Freinet Pädagogik

Die freie Entfaltung der Persönlichkeit wird durch das gemeinsame Schreiben, Gestalten und Musizieren gefördert. Das Lesen und Schreiben wird im Zusammenhang realer Kommunikation entwickelt. Kreative und erlebnisreiche Methoden, wie Tanz, Theater und plastisches Gestalten, fördern die Kommunikation.

Untersuchungen, Experimente und Exkursionen stehen bei der kritischen Auseinandersetzung mit der Umwelt im Mittelpunkt. Das gedruckte Wort soll hierbei entmystifiziert werden, das Lernen erfolgt direkt an der Realität. Die Arbeit der Schüler wird über die Schuldruckerei aufgewertet.

Die Lerneinheiten an der Freinet Schule fördert die Eigenverantwortlichkeit des Kindes. Hier kann der Schüler in seinem persönlichen Rhythmus arbeiten. Schüler lernen, ihre Arbeit selbst einzuschätzen und eine Bilanz zur eigenen Arbeit zu ziehen. Kinder entwickeln auf diese Weise eine kritische Selbstbeurteilung. Die Fortschritte werden in Lerntagebüchern festgehalten.

Im Klassenrat werden Lösungen für Konflikte und Probleme erarbeitet. Der Klassenrat dient auch dazu, Vorschläge für die Arbeit und die damit verbundene Organisation einzubringen. Die Schüler haben auch Einfluss auf die Erarbeitung notwendiger Regeln. Dies wird als Grundstein für das Erlernen demokratischer Fertigkeiten angesehen.

Kritik an der Freinet Pädagogik

Die Freinet Pädagogik steht dem sozialistischen Weltbild von Célestin Freinet nahe. Eine wissenschaftliche Begründung dieses Ansatzes der Reformpädagogik erfolgte erst vergleichsweise spät. Aufgrund des Praxisbezugs der Freinet-Pädagogik besteht grundsätzliche eine kritische Distanz zur akademischen Wissenschaft und Pädagogik.


Foto: Gábor Adonyi auf Pixabay (pixabay license)
Artikel geschrieben von Andreas Mettler
veröffentlicht am Donnerstag, 10. Dezember 2020counter

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