Die Geburt eines Kindes wirbelt das ganze Leben durcheinander, das weiß niemand besser als die Großeltern selbst, die diesen Prozess ebenfalls schon durchlebt haben. Der Wunsch, die eigenen Kinder auf dem Weg zum Elternsein zu unterstützen, ist natürlich groß, doch nicht immer sind sich Oma und Opa sicher, wie sie den Eltern – und damit dem Enkel – am besten unter die Arme greifen können. Wir haben Tipps gesammelt.
Manchmal bietet es sich an, dass Oma oder Opa die werdende Mama bei der Geburt begleiten. Das kann etwa der Fall sein, wenn Papa nicht vor Ort sein kann oder eine Hausgeburt geplant ist. Sind die Großeltern in der Nähe, dann ist es ebenfalls eine große Hilfe, ein bereits vorhandenes Geschwisterkind zu betreuen, wenn Mama in den Kreißsaal muss. Es sei denn natürlich, der große Bruder oder die große Schwester soll bei der Geburt anwesend sein!
Oma ist vor allem dann eine große Hilfe, wenn sie die Ruhe bewahrt und so auf die Tochter überträgt. Sollte kurz vor der Geburt entschieden werden, dass eine Begleitung bei der Entbindung doch nicht gewünscht ist, dann gibt es keinen Grund, deswegen enttäuscht zu sein. Die aufgewühlten Emotionen vor diesem großen Ereignis können schnell dazu führen, dass Pläne wieder umgeworfen werden.
Besonders beim ersten Kind läuft bei der Planung manchmal etwas schief. Da hat man stapelweise Kleidung in der kleinsten Babygröße und bekommt einen Wonneproppen, der schon die nächste Größe braucht. Das Stillen funktioniert vielleicht nicht, sodass nun doch Flaschen, Sauger und Prenahrung gebraucht werden, oder es stellt sich zu spät heraus, dass der Kinderwagen und die Familienkutsche nicht kompatibel sind. So gut man sich vorbereitet hat, irgendetwas kommt immer dazwischen – und das Budget gibt die Anschaffung vielleicht gerade nicht her. Dann ist eine kleine Unterstützung von Oma und Opa, die spontan das Fehlende ergänzen, gern gesehen.
Eines ist klar: Ebenso wie in der Schwangerschaft werden ungebetene Ratschläge auch dann nicht gern gehört, wenn das Enkelkind bereits auf der Welt ist. Natürlich gibt es unzählige offene Fragen und Unsicherheiten, doch Mama und Papa müssen selbst entscheiden, ob sie auf den Erfahrungsschatz ihrer Eltern zugreifen wollen. Die Großeltern können ihren Rat anbieten, sollten jedoch warten, bis sie darum gefragt werden.
Das fällt oft etwas schwer, doch es kann helfen, sich an seine eigenen Eltern zu erinnern. Als man selbst in der umgekehrten Lage war, hat man sich auch bevormundet gefühlt, wenn umgefragte Ratschläge erteilt wurden.
Wer die jungen Eltern nicht mit ungebetenen Tipps versorgt, wird schnell merken, dass die Fragen ganz von selbst kommen. Und dann ist ein offenes Ohr einfach unbezahlbar! Es gibt nichts Schöneres, als zu wissen, dass immer jemand da ist. In den ersten sechs Wochen nach der Geburt, der Zeit des Wochenbetts, mag es noch keine großen Probleme geben, weil viele Kinder in diesem Alter die meiste Zeit schlafen. Doch dann kommt der Alltag mit voller Wucht. Papa geht wieder zur Arbeit und ist in der Regel noch länger beschäftigt als vorher, die junge Mutter muss allein mit dem neuen Tagesgeschehen zurechtkommen. Jetzt ist die Chance, sich als Großeltern zu bewähren, Präsenz zu zeigen und bei Fragen und Problemen einzuspringen. Es gibt wohl keinen aufregenderen Lebensabschnitt als die Geburt eines Kindes – eine erfahrene Person an der Seite kann die Wogen der Aufregung glätten. Doch manchmal gibt es eine große räumliche Distanz zwischen den Familienmitgliedern – dann bleiben nur das Telefon oder Skype, um in Kontakt zu bleiben.
Nach der Geburt ist es gerade in den ersten Wochen besonders wichtig für die Eltern, etwas Erleichterung im Alltag bekommen zu können. Neben dem seelischen Beistand geht es hier um ganz praktische Belange. Das beginnt schon, wenn die Mutter noch im Krankenhaus ist, was unter Umständen einige Tage dauern kann. Gerade wenn die Schwangerschaft und Geburt problematisch waren, können Großeltern dabei helfen, die Belastung besser zu bewältigen. Dabei sind es häufig die kleinen Dinge, welche das Leben deutlich erleichtern können. Ein warmes Mittagessen, das Geschwisterkind von der Kita holen, die Wäsche erledigen – diese alltäglichen Hilfen sind Gold wert, denn sie nehmen eine große Last von den Schultern der Mama. Wer also auf einen Besuch vorbeifährt, kann sich vorher über den Füllstand des Kühlschranks erkundigen und einfach ein paar leckere und gesunde Lebensmittel mitbringen.
Manchmal ist es jedoch gar nicht so einfach, vor Ort Hilfe zu leisten und physisch präsent zu sein, weil man selbst viel arbeitet oder weit entfernt wohnt. Vielleicht steht es auch mit dem Verhältnis zu den jungen Eltern nicht zum Besten. Doch auch, wenn man den Einkauf nicht persönlich vorbeibringen oder die Wäsche waschen kann, gibt es dennoch Möglichkeiten zur Unterstützung. So kann man zum Beispiel eine Box mit Gemüse oder sonstige Kochbox abonnieren und der Familie regelmäßig schicken lassen oder ein hilfreiches Haushaltsgerät wie einen Wäschetrockner anschaffen, der den Alltag sehr erleichtern kann. Bekanntlich fällt in einem Haushalt mit Kindern viel Wäsche an, die gerade im Winter lange zum Trocknen braucht.
Familien brauchen einander, und doch gibt es gerade in diesen Beziehungen immer wieder Konflikte und Probleme. Großeltern müssen erkennen und akzeptieren, dass ihre Kinder sich immer weiterentwickeln. Sie müssen lernen, loszulassen und sich immer wieder aufs Neue von ihren Kindern verabschieden. Viele von ihnen spüren das an den Wegmarken des Lebens deutlich: der Abschied vom Kindergarten, der Schulabschluss, der Auszug, die abgeschlossene Berufsausbildung und auch: das erste eigene Kind. Loslassen ist schwer, es will gelernt sein! Doch es ist auch einer der wichtigsten Schritte zu einer familiären Beziehung, die für alle Familienmitglieder förderlich ist. Es ist die Mühe in jedem Fall wert.