ADHS wird der Gruppe der Verhaltens- und emotionalen Störungen (nach ICD-10 Diagnoseschlüssel), deren Verlauf ihren Beginn in der Kindheit oder Jugend nimmt, zugeordnet. ADHS definiert sich durch Probleme bei der Impulsivität, der Selbstregulation und der Aufmerksamkeit, auch in Verbindung mit körperlicher Unruhe (Hyperaktivität). ADHS wird als psychiatrische Entwicklungsstörung bezeichnet. Die Diagnose ist zutreffend, wenn die Auffälligkeiten in mehreren Lebensbereichen zu erkennbarem Leiden führen.
Nach Erik G. Willcutt wurden im Jahre 2012 zwischen 5,9% und 7,1% der Kinder und Jugendlichen als betroffen definiert. Gemäß dieser Zahlen stellt ADHS die häufigste psychiatrische Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen dar. Auch in der Adoleszenz besteht die Störung bei 40 bis 80% der jungen Menschen weiter, im Erwachsenenalter bleibt sie zu ca. 30% bestehen.
Die Ursachen werden sowohl den Umweltbedingungen (Psychosoziale Ursachen), wie auch der Anfälligkeit (genetische Ursachen) zugeschrieben. Auch neurobiologische Aspekte, wie etwa Fehler in der Signalübertragung durch Neurotransmitter im Gehirn oder eine Verminderung des Gehirnvolumens können bei der Diagnose eine Rolle spielen. Als Risikofaktoren werden auch Tabakrauchen während der Schwangerschaft, Bleianreicherungen im Körper und Geburtskomplikationen definiert werden.
Entsprechend des Schweregrads der Störung stehen unterschiedliche Kombinationen der Behandlung zur Option. Die Behandlung kann durch Psychotherapie, durch psychosoziale Intervention, durch Coaching und durch Medikation erfolgen. Letztere erfolgt im Regelfall über Stimulanzien, die die Signalübertragung durch die Neurotransmitter Noradrenalin und Dopamin im Gehirn beeinflussen. Hierzu werden Amphetamine und Methylphenidat verabreicht. Auch Antidepressiva kommen bei der Behandlung zum Einsatz.
Die Zunahme an ADHS-Diagnosen in den 1990er Jahren führte vermehrt zu der Auffassung, es könne sich um eine „erfundene Krankheit“ handeln. Im Jahre 2008 zeigte sich, dass mehr als die Hälfte aller Autoren zu ADHS-Kapiteln des Diagnose-Handbuchs „Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“ der American Psychiatric Association Einkünfte von Seiten der Pharmaindustrie erhielten. Kritiker verstehen die Diagnose ADHS als eine Pathologisierung von impulsiven kindlichem Verhalten, als gesellschaftliches Deutungsmuster, jedoch nicht als Krankheit. Ulrike Lehmkuhl, die Direktorin der Kinderklinik an der Berliner Charité bezeichnet 90% aller ADHS Diagnosen als falsch. Der Amerikanische Psychiater Leon Eisenberg, der auch als „Erfinder“ von ADHS bezeichnet wird, distanzierte sich vor seinem Tod von diesem Krankheitsbild und bezeichnete es als „ein Paradebeispiel einer fabrizierten Erkrankung.“