Beitrag von A. am 21.03.2007
Was soll das denn für eine Frag sein. Jeder kann sich doch selbst entscheiden, ob das Kind betreut werden soll oder ob man zu Hause bleibt. Je nachdem was man für richtig hält macht eine Familie in beiden Fällen Sinn.
Beitrag von A.M. am 21.03.2007
Natürlich kann das Thema in einer solchen Umfrage nur verkürzt angesprochen werden. Mein Gedanke war: Es werden neue Betreuungsangebote angeregt, mit dem Gedanken, dass sich dadurch wieder mehr Menschen von der Idee einer Familie mit Kindern begeistern lassen werden. Was bleibt aber von dieser Idee übrig, wenn man genau jene neuen Betreuungsangebote von Anfang an und durchgehend nutzt? Wird es viele Menschen motivieren können, eine Familie mit Kindern zu gründen, wenn sie dann die Kinder in erster Linie nur noch finanzieren, aber nicht mehr selbst betreuen oder erziehen? Warum dann überhaupt noch Kinder?
Beitrag von A. am 25.03.2007
Es kann doch jeder selbst entscheiden, wie sehr die Kinder betreut werden sollen und wieviel Erziehung man selbst machen will. Jeder kann das Familienmodel wählen das er will.
Beitrag von A. am 26.03.2007
Als Geschäftsfrau und alleinerziehende Mutter ohne Großeltern-Netzwerk kann ich mir nur immer wieder verwundert die Augen reiben über diese akademischen Diskussionen. Nur WEIL es in Berlin für mich eine Möglichkeit gab, meine Tochter ab dem 11. Monat zur Tagesmutter zu geben, konnte ich diesen Spagat zwischen Mutter und voll berufstätig sein leisten! Ein Ortswechsel nach Süddeutschland scheiterte u.a. daran, dass ich in den dortigen Kindergärten nur eine HALBTAGS-Betreuung OHNE Mittagessen angeboten bekam. Das genügt doch allenfalls Hausfrauen, die sich mal einen entspannten Friseur- oder Einkaufsvormittag leisten wollen!
Ja und auch ich habe die eigenen und externen Vorurteile über die Rabenmütter, die ihre Kinder in Fremdbetreuung geben bis zur Neige ausgekostet!
Heute, da meine Tochter eine rundum glückliche, ausgeglichene, fröhliche Zwölfjährige ist (gehört zu den Klassenbesten) kann ich nur sagen: alles Unsinn!
Es ist eben kein STATT Eltern, sondern ein ZUSÄTZLICH zu den Eltern!
Heute, auch nach Beobachtungen bei Freunden, Familie und Schulumgebung, weiß ich, dass selbst wenn ich nicht dazu gezwungen gewesen wäre, ich jederzeit wieder so entscheiden würde, weil es das BESTE, insbesondere für Einzelkinder ist!
1. lernen die Kleinen schon bei der Tagesmutter mit anderen Kindern auf DEREN Niveau umzugehen (Sozialkompetenz nicht nur mit verständigen Erwachsenen!),
2. lernen sie sich auf verschiedene Bezugspersonen einzustellen (und die Eltern das Loslassen!) und Regeln zu lernen (nicht umsonst haben Nanny-Sendungen Konjunktur)
3. tun sie sich dadurch zum Schulanfang leichter,
4. bekommen sie zusätzliche Anregungen, jenseits dessen was Eltern abends und an den Wochenenden aufzubieten haben
5. ist die Zugewandtheit der Eltern in den betreuungsfreien Zeiten sehr viel intensiver (weil bewußter und weil man sich selber sehr auf diese Zeit freut) und das Kind kann auf dem Hintergrund von eigenen Erfahrungen (Selbstständigkeit, Lebensnähe) berichten.
6. nur unter professionellen Gesichtspunkten lassen sich häusliche Fehlentwicklungen (Sprache, Disziplinlosigkeit, verhaltens- und soziale Defizite) möglichst früh erkennen und entgegensteuern.
Jeder der sich schon einmal die Mühe machte, einen Tag in einer ersten Klasse zu verbringen und über die krassen Unterschiede in den Fähigkeiten (sprachlich, motorisch, intellektuell, sozial) der Erstklässler zu staunen, wird mir sofort zustimmen.
Ich bin ganz entschieden für möglichst frühe ZUSÄTZLICHE Fremdbetreuung durch PROFESSIONELLE Erzieher (pädagogisches Studium sollte zur Voraussetzung gemacht werden!). Das würde das gesamtgesellschaftlich das erzieherische Defizit in vielen überforderten Familien ausgleichen!
Beitrag von M. am 26.03.2007
Die klassischen Betreuungsländer Frankreich, Finnland und Schweden versuchen die Familien inzwischen wieder anzuregen, ihre Kinder selbst zu betreuen, weil die dauernd wechselnden Betreuungspersonen eine Generation von verhaltensgestörten Kindern hervorgebracht haben.
Ein Betreuer ab dem ersten Lebensjahr, ein neuer Betreuer im Kindergarten ab dem dritten Lebensjahr, ein Betreuer am Vormittag, einer am Nachmittag ein Babysitter am Abend. Und dann wundert man sich, dass die Kinder nicht mehr beziehungsfähig und psychisch gestört sind?
Wer fragt noch nach dem Begriff der "Bezugsperson"? . Mir scheint, das Wort ist aus dem öffentlichen Wortschatz verschwunden. (Und Astrid, von vielen verschiedenen "Bezugspersonen" zu sprechen ist ein Widerspruch in sich. Dann können wir diesen Begriff ganz abschaffen.)
Früher hat man Heimkinder mit ihren Symptomen des Hospitalismus bedauert. Du versuchst die Realität auf den Kopf zu drehen: "Das ist doch gut für die Kinder, die werden von professionellen Kräften erzogen." - Astrid: Warum hast Du Dein Kind nicht ins Kinderheim geschickt? Das wäre nach Deiner Argumentation die logische Konsequenz. Mir wird schlecht!
Beitrag von A.M. am 27.03.2007
Als einer der vermeindlich "professionellen", der das studiert und praktiziert hat, denke ich dass das Problem weniger in der ERziehung liegt als in der BEziehung. Und die kann und soll von den "professionellen" nicht ausgeglichen werden. Als professionelle Berufsauffassung wird angesehen, dass der Pädagoge einen professionellen emotionalen Abstand behält, sich emotional abzugrenzen weiß und im Idealfalle punktgenau zum Feierabend die Kinder vergisst. So lernt man das während des Studiums, das gilt als professionelle Betreuung.
Das kann und soll eine wirkliche Beziehung zu Eltern niemals ersetzen. Viele Eltern machen sich diesbezüglich etwas vor. Und Astrid: In den Stunden während der ein Kind "professionell" betreut wird, steht dem Kind die wirkliche emotionale Beziehung der Eltern nicht zur Verfügung. Das ist kein "Zusätzlich", sondern ein "Statt dessen". "Zusätzlich" wäre das, wenn Du mit im Kindergarten wärst. Mir fällt immer wieder auf, dass mit einigen abstrakten rethorischen Kurven versucht wird, aus den gegenwärtigen Betreuungsbestrebungen ein Idealbild zur formulieren.
Zu Maria: Über die Verhaltensstörungen der Betreuungskinder habe ich insbesondere in Verbindung mit Schweden in letzter Zeit am Rande öfters mal etwas gehört. Hast Du zu dem Thema eine konkretere Quelle?
Beitrag von A. am 28.03.2007
Gibt es denn nur schwarz oder weiß?
Da sind wir nun also doch wieder bei der Rabenmutterdiskussion und beleidigenden Anfeindungen angelangt, mein Kind doch gleich ins Kinderheim zu schicken.
Nur weil ich dieses dogmatische Ideal der Kleinfamilienidylle als alleinseligmachendes Erfolgsrezept für glückliche Kindererziehung ernstlich in Frage stelle? Dieser verquasten Logik folgend müßten Kinder von Gluckenmütter oder arbeitsloser Eltern doch die größten Chance auf ein glückliches, gefördertes Leben haben und alle anderen Eltern / Mütter laden die "Schuld" für ihre psychotischen und missratenen Kinder auf sich.
Nichts geht über die Liebe, Zuwendung, Klarheit und Verläßlichkeit der Eltern, insbesondere der Mutter. Das ist so selbstverständlich, dass ich eine Erwähnung in einem solchem Forum nicht für nötig befand. Und? Sind 24-Stunden-Eltern auch automatisch immer die richtigen Pädagogen?
Fremdbetreuung z. B. durch Kindergarten, unter Hospitalismusgeneralverdacht zu stellen ist derart selbstentlarvend billig, dass es keines weiteren Kommentares bedarf.
Im realen gesellschaftlichen Leben: Wieviele Kinder haben bei der Einschulung sprachliche, motorische und soziale Schwächen (mit und ohne Fremdbetreuung)? Wenn die Kinder in der Schule sind, ist es bereits zu spät das auszugleichen was potentiell (selbstverständlich nicht zwangsläufig!) im familiären Umfeld unentdeckt schief gehen KANN. Sowohl im Kindergarten als auch in der Schule beklagen die Erzieher immer wieder, in wievielen Elternhäusern Bücher gänzlich fehlen und nicht vorgelesen wird. Diesen Kindern fehlt dann das Training zuzuhören, still zu sitzen, einen Stoff zu erfassen, ihn zu verarbeiten und artikuliert wiedergeben zu können. Selbstverständlich hängt das potentielle Korrektiv von der Qualität der Erzieher und deren Engagement ab. Da gibt es ganz sicher noch sehr viel zu tun und zu verbessern.
Viele Bezugspersonen - wie war das denn in Zeiten der Großfamilien? Wie ist das in Naturvölkern? Bei uns sind Kinder nur noch selten Teile einer Gemeinschaft und so werden lauter kleine Prinzen und Prinzessinen herangezogen.
Liebe, Geborgenheit UND viele Anregungen sind wichtige Bausteine in der entscheidenden hirnbiologischen Entwicklung zwischen dem 3. und 5. Lebensjahr. Unterforderung ist dabei das größere Risiko als Überforderung! Dazu empfiehlt sich ein Blick auf eine aktuelle Langzeituntersuchung über 20 Jahre Kindesentwicklung des Max-Planck-Instituts in München. Sie ergab, dass viele Fähigkeiten im Alter von 4 Jahren bereits für die Zukunft festgelegt werden! http://www.abendblatt.de/daten/2006/07/17/587097.html?s=2
Nochmals: es geht doch nicht darum Eltern aus ihrer Verantwortung zu entlassen, sondern Kindern ein größere Chancen zu geben!
Mit besten Grüßen in die Runde.
Beitrag von M. am 28.03.2007
Lexikoneintrag Wikipedia "Bezugsperson":
http://de.wikipedia.org/wiki/Bezugsperson
"Eine Bezugsperson ist der/die, zu der ein anderer Mensch ein besonderes Vertrauen hat und die sich ihm/ihr liebevoll zuwendet. Vertrauen, Liebe und (mütterliche) Zuwendung prägen die Beziehung, auch Körperkontakt, wie z. B. Streicheln, Kuscheln kann dazu gehören: Gerade für Babys, Kinder, Jugendliche, Kranke und Schutzbedürftige, aber auch für hilflose und Not leidende Menschen ist eine Bezugsperson, die sich ihnen vertrauensvoll zuwendet, äußerst wichtig."
Beitrag von M. am 28.03.2007
Es ging bei diesem Thema um die Frage einer "Rundumbetreuung". Wo ist da der Unterschied zur Rundumbetreuung im Kinderheim? Auch Kinder, die im Heim wohnen, dürfen mit ihren Eltern am Wochenende ein paar "intensive Stunden" verbringen.
Die Heimerziehung würde nach Deiner Argumentation konsequent weitergedacht dann der glücklichste Ort sein, aufzuwachsen. Das hat nichts mit Rabenmütterdiskussion zu tun, das sind Deine eigenen Gedankengänge, wenn man nicht versucht, sich dabei selber etwas vorzumachen.
Heimkinder werden rundum von professionellen Kräften erzogen. Heimkinder müssten nach Deinen Gedankengängen kleine Genies werden, die im Kindergartenalter bereits lesen und schreiben können und ihr Abitur mit 16 Jahren machen und dabei seelisch völlig ausgeglichen und im sozialen Umgang mit anderen völlig unbelastet sind.
Genau das sind die meisten Heimkinder aber gerade nicht. Warum sind sie das Deiner Meinung nicht? Wo liegt Deiner Meinung nach der große Unterschied zum rundum betreuten Kind? Ich kann mir nicht helfen, ich finde diesen Unterschied nicht.
Beitrag von A. am 01.04.2007
Ich habe mir lange überlegt, ob es überhaupt lohnt, hier noch einmal das Wort zu ergreifen.
Schon die These, dass es "keinen Sinn" machen könnte, Kinder zu bekommen, wenn nicht zumindest ein Elternteil KOMPLETT zuhause bleibt, ist provakant erzkonservativ und frauenfeindlich.
Insbesondere Maria konstruiert ein Gegensatzpaar von fürsorglicher Mutterliebe und Erwerbstätigkeit und verkürzt stur jedes Argument auf eine einzige radikale Formel:
Externe Kinderbetreuung = Lieb- und Herzlosigkeit = 24 Stunden abschieben = Heimerziehung ohne Bezugsperson.
Auf zur fröhlichen Hexenjagd!
Mein Verdacht: hier geht es um die Rechtfertigung von Personen, die freiwillig oder unfreiwillig sowieso nicht im Erwerbsleben stehen oder stehen wollen.
Hier wird ein Zweisamkeitsideal postuliert, das historisch und entwicklungsgeschichtlich gesehen ohne Vorbild ist . Es erklärt auch nicht, weshalb z. B. Einschulungstests bei 1/3 der Kinder Defizite in der Sprachentwicklung aufdecken. Das ist wohl eher auf überforderte Eltern zurück zu führen und hat nichts mit der vielzitierten "Heimerziehung" zu tun.
Bei so einem Familienbild müßt Ihr Euch nicht wundern, wenn sich gut ausgebildete Frauen tatsächlich 3 x überlegen, Kinder in die Welt zu setzen.
Genau diesen Frauen will ich aber sagen: Nur Mut! Der Spagat lohnt sich: Kinder sind ein täglicher Quell der Freude! - Und auch eine große Motivation für die Karriere. Eine qualitativ gute Kinderbetreuung ist dabei nicht nur ein notwendiges Übel, sondern kann eine sehr gute Ergänzung in der vorschulischen Ausbildung und für die soziale Entwicklung der Kleinen sein.
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