Die Antipädagogik geht auf den Philosophen Max Stirner zurück und verneint das Prinzip der Erziehung unabhängig des pädagogischen Konzeptes. Die Philosophie der Antipädagogik geht von der Annahme aus, dass Erziehung das Kind oder den Jugendlichen auf unzulässige Weise manipuliert und entmündigt.
Vertreter der Antipädagogik grenzen ihre Philosophie von der antiautoritären Erziehung ab und verneinen dessen handlungsregulierende Funktion. Antipädagogik ist auch nicht mit dem Konzept der „negativen Erziehung“ von Jean-Jaque Rousseaus zu verwechseln. Als Gemeinsamkeit der Ansätze wird jedoch der Verlust eines Machtgefälles zwischen Erwachsenem und Kind gesehen.
Das Konzept der Antipädagogik bezieht seine Grundlagen vom Anarchismus, der Antipsychiatrie, der Kinderrechtebewegung und dem Philosophen Max Stirner. Stirner beschreibt in seiner Schrift „Das unwahre Prinzip unserer Erziehung“ von 1942 die Entfremdung des Kindes von den eigenen Gefühlen durch die moralisierende Erziehung. Eine Abschaffung der Pädagogik lag Stirner dabei fern, seine Absicht war von der Zurückdrängung des moralischen Einflusses der Erziehung bestimmt. Die anarchistischen Theoretiker Erich Mühsam, Pierre-Joseph Proudhon und William Godwin forderten die herrschaftsfreie Erziehung, der Anarchist Walther Borgius gar die Ablehnung jeder Form der Pädagogik. Parallelen zur Antipsychiatrie gehen auf den 1974 von Heinrich Kupffer publizierten Aufsatz „Antipsychiatrie und Antipädagogik“ zurück. Diese beziehen auch den Ansatz der „klientenzentrierten Psychotherapie“ von Carl R. Rogers mit ein. Eine Verwandtschaft des antipädagogischen Konzeptes findet sich auch zur US-amerikanischen Kinderrechtsbewegung, die von Richard Farson, John C. Holt und Alice Miller im Sinne der Emanzipationsbewegungen verstanden wurde.
Die Antipädagogik wurde in den 1970er Jahren maßgeblich vom deutschen Publizisten Ekkehard von Braunmühl geprägt. In seinem Buch „Antipädagogik“ aus dem Jahre 1975 stellt er die These auf, dass der Mensch von Gefühlen und Intuitionen, aber nicht primär von Vernunft gesteuert wird. Diese wesentlichen Eigenschaften stehen dem Mensch von Geburt an zur Verfügung und können nicht durch Erziehung erworben werden. Braunmühl geht von der Annahme aus, Kinder besäßen von Geburt an die Fähigkeit, selbst zu entscheiden, was gut für sie ist. Eine Erziehung sei demnach nicht nur überflüssig, sondern verändere die Persönlichkeit des Kindes auch zu dessen Nachteil. Braunmühl forderte eine Gleichstellung des Kindes in seinen politischen und sozialen Rechten gegenüber dem Erwachsenen. Ausübung von Erziehung sei mit Herrschaft über das Kind gleichzusetzen.
Der deutsche Pädagoge Hubertus von Schoenebeck versuchte unter den Begriffen „Amication“ und „Postpädagogik“ ein Konzept der postpädagofischen Kommunikation mit Kindern in die Praxis umzusetzen. In seinem Buch „Was ist antipädagogische Aufklärung? Mißverständnisse, Mißbräuche, Mißerfolge der radikalen Erziehungskritik“ distanziert sich Braunmühl vom Ansatz von Hubertus von Schoenebeck.