Beitrag von L.B. am 29.05.2006
Eine Thera behauptete das meine 6j.Tochter sex.missbraucht wurde.Ein Gutachter fand diesbezüglich keine Anhaltspunkte aber dafür eine gravierende Bindungsstörung, aufgrund meiner ziemlich desolaten Kindheit, zu meiner tochter. Begonnen soll sie haben als ich mich von ihrem Vater trennte.Ich habe nie mein Kind geschlagen o.ä. Ich liebe sie über alles und dachte immer zw. uns ist alles i.O. Naja.Jedenfalls soll ich deswegen in eine Klinik gehen, was ich aber auch von mir aus möchte denn wenn es so ist dann will ich es ändern!!! Wer hat Erfahrungen zu dem Thema und zu einer Therapie? Wer kann mir sagen was mich so etwa in d.Klinik erwartet, wie lange wird es dauern? Wer kann mir Tipps im Umgang mit meiner Tochter geben? Wer kennt Warnsignale bei Kids die ich übersehen haben könnte? Habt ihr Fragen, so fragt. Habe nur kurz d.Situation beschrieben, da ich eine extrem lange Vorgeschichte habe. Vielen Dank erstmal.
Beitrag von S.D. am 21.08.2006
Hallo Lydia,
zunächst einmal finde ich es mutig, dass Du hier so offen über Dich und die Situation Deiner Tochter schreibst; dies zeigt mir, dass Dir wirklich sehr viel daran liegt, dass ihr geholfen wird. Es ist immer schwierig, alleine aufgrund eines einzigen Beitrages Ratschläge zu erteilen, deshalb versuche ich in erster Linie meine eigenen Erfahrungen zu schildern:
Vor fast 19 Jahren habe ich mich selbst in eine stationäre Klinik in Bad Berleburg begeben, die auf die Behandlung psychosomatischer Störungen ausgerichtet war. Ursächlich war damals meine pädophile Neigung bzw. die damit verbundene Problematik. Ich blieb insgesamt drei Monate dort, kann allerdings nicht sagen, dass dieser Aufenthalt den entscheidenden Durchbruch zu einer Lösung meines Problemes geführt hätte. Ich sehe vielmehr eine Vielzahl von Therapien, die ich in insgesamt 15 Jahren durchgeführt habe, als eine Kette, die mich dazu befähigt hat, dass ich letztendlch s e l b s t mein Problem (in meinem Fall Exhibitionismus) in den Griff bekommen habe. Heute bin ich seit 18 Jahren verheiratet; meine Frau und ich haben zwei Söhne im Alter von 14 und 15 Jahren, auf die wir sehr stolz sind.
Ich habe also viel Therapieerfahrung in Gruppentherapie, Verhaltenstherapie und Analyse, muss aber dennoch ganz allgemein resümieren:
Letztendlich hat jede Therapie zum Ziel, dass Du Dir irgendwann selbst helfen kannst. Sie soll Dich also gewissermaßen dazu befähigen, Dein Leben selbst wieder in die Hand zu nehmen. Was mir bei Deinem Beitrag auffällt, ist allerdings, dass Du offensichtlich bisher bei Dir selbst gar kein Problem hinsichtlich einer Beziehungsstörung zu Deiner Tochter siehst;
diesen Umstand halte ich für schwierig: Wenn Du noch nicht einmal selbst ein Problem wahrnimmst und nur die Tatsache, dass andere es Dir benennen (oder Dir sogar einreden?) im Vordergrund steht, so stellt sich mir ehrlich gesagt die Frage: Ist es denn überhaupt wirklich so? Da solltest Du, so finde ich, Dir erst einmal selber darüber im klaren werden, ob es wirklich diese "Beziehungsstörung" zwischen Dir und Deiner Tochter gibt, dass solltest Du auch für Dich spüren und nicht nur deshalb als gegeben annehmen, weil es ein Therapeut Dir sagt (!) Ich habe in meinen zahlreichen Therapien leider auch die Erfahrung gemacht, dass es sich auch Therapeuten manchmal etwas einfach mit ihren Diagnosen machen. Es sind keine Götter, die alles wissen und immer die richtige Meinung haben! Bevor Du eine solch intensive Therapie wie einen mehrmonatigen stationären Aufenthalt planst, solltest Du Dir darüber auch emotional im klaren sein, dass Du ein Problem hast und darunter leidest (Leidensdruck). Wenn Du möchtest, kannst Du mir auch gerne per e-mail schreiben und wir können uns weiter austauschen.
Wie gesagt, ich denke, ein gesundes Mass an Skepsis gegenüber Therapeuten ist sicher auch wichtig!
Ich wünsche Dir und Deiner Tochter alles Gute!
L.G.:
Stephan