Beitrag von S. am 29.12.2005
Juliane, ich muss dich enttäuschen: Ich bin kein Schüler und auch keine 16 mehr, sondern mehr als doppelt so alt, nämlich 33. Nun zur Sache:
>Ich bin der Meinung, dass sich nicht genug Jugendliche im allgemeinen mit der Politk auseinandergesetzt haben bis zu ihrem 16. Lebensjahr. Die meisten wissen viel zu wenig und es interessiert auch nur die Minderheit.Wieso sollte man ihm dann die Möglichkeit geben dem mitzuwirken?<
Der erste und wichtigste Grund ist der, dass Kinder und Jugendliche zur Gesellschaft dazugehören. Daher haben sie auch ein Recht, ernst genommen und respektiert zu werden. Dazu gehört auch die Möglichkeit, sich an politischen und gesellschaftlichen Entscheidungen zu beteiligen, denn von den Auswirkungen dieser Entscheidungen sind sie genauso betroffen wie die Erwachsenen. Demokratie ist kein Vorrecht der Erwachsenen!
Schau dich doch mal um: Wo haben Kinder und Jugendliche überhaupt die Möglichkeit, irgendetwas mitzuentscheiden? Wo dürfen sie Einfluss nehmen auf die Lebensbedingungen, unter denen sie aufwachsen? Fakt ist: Kinder und Jugendliche haben vom Gesetz her überhaupt keine Möglichkeit, irgendwo gleichberechtigt mitzuendscheiden, sondern es wird auschließlich über sie entschieden. Das fängt schon in der Familie an, wenn man sich mal die z.B. das deutsche Familienrecht (BGB) ansieht: Die Kinder sie den Vorgaben der Erwachsenen in jeder Hinsicht bedingslos untergeordnet, ohne dass sie sich dagegen wehren dürfen. Ist das heutzutage noch zeitgemäß?
Wie man es auch dreht: Kinder werden nicht für voll genommen, haben keine Lobby und ihre Bedürfnisse werden oft übergangen. Das Kinderwahlrecht wäre eine gute Möglichkeit, hier Abhilfe zu schaffen und Kindern etwas mehr Anerkennung zukommen zu lassen. Das hätte auf lange Sicht Auswirkungen, die man nicht unterschätzen darf: Eine Gesellschaft, die Kindern ein politisches Stimmrecht gibt, würde Kinder ganz allgemein sehr viel ernster nehmen als bisher. Das würde sich langfristig auf alle Lebensbereiche auswirken. Die Menschen würden ein besseres Gespür bekommen für Kinder und ihre Bedürfnisse, denn man könnte sie nicht mehr so einfach übergehen. Wenn Kinder und Jugendliche ihre Interessen selbst vertreten dürften, wäre dies ein entschiedender Schritt auf dem Weg zu einer wirklich kinderfreundlichen Gesellschaft.
Beitrag von S. am 29.12.2005
Hier nachträglich der erste Teil meines letzten Beitrages, der aufgrund technischer Probleme (vielleicht war der Beitrag zu lang) offenbar verlorengegangen ist und sich auch nicht nachträglich einfügen ließ:
>Ich bin der Meinung, dass sich nicht genug Jugendliche im allgemeinen mit der Politk auseinandergesetzt haben bis zu ihrem 16. Lebensjahr. Die meisten wissen viel zu wenig und es interessiert auch nur die Minderheit.<
Das mag deine Erfahrung sein, ich hingegen kenne genug Jugendliche, die ein größeres politisches Allgemeinwissen haben als so manch ein Erwachsener. Oft ist es sogar so, dass Kinder und Jugendliche ein sehr viel größeres Engagement an politischen Themen zeigen als viele Erwachsene. Jetzt könnte wir lange darüber diskutieren, wessen Erfahrungen repräsentativer sind, aber Tatsache bleibt: Das Alter allein kann kein hinreichender Richtwert sein, um die politische Reife eines Menschen zu beurteilen.
Der andere Punkt ist: Wieviele Erwachsene haben sich denn hinreichend mit Politik beschäftigt? Du weißt sicher genauso gut wie ich, dass der Bildungsstand einiger Erwachsener sehr dürftig ist. Kommt deshalb irgendjemand auf die Idee, das Wahlrecht für Erwachsene einzuschränken? - Wohl kaum, im Gegenteil: Die politische Bildung der Erwachsenen wird im allgemeinen nie hinterfragt. Nur bei Jugendlichen meint man immer, diesen Punkt ganz besonders streng hinterfragen zu müssen. Es werden zweierlei Maßstäbe angelegt, und das ist nicht in Ordnung.
Beitrag von R. am 30.12.2005
"manche auch noch nicht als Erwachsener"...
Juliane: Verbietet man einem Erwachsenen, der nicht genug Ahnung von Politik hat, das wählen? Soll man dies Deiner Meinung nach tun? Müsste man Deiner Meinung nach dann nicht auch jedem geistig behinderten, der niemals die Chance haben wird, Politik zu verstehen, das Wahlrecht entziehen?
Beitrag von A. am 06.05.2006
und wieso haben Erwachsene, die sich keinen Deut für Politik interessieren (und von denen gibt es eine Menge), das Recht, das politische Geschehen mitzugestalten? Wenn Kinde rund Jugendliche kein Wahlrecht haben, weil das Thema sie nicht interessiert und/oder sie zu wenig Wissen und/oder Erfahrung haben, dann muß logischerweise auch bei jedem einzelnen Erwachsenen geprüft werden, ob er über ausreichend Wissen, Erfahrung und politisches Interesse verfügt, bevor ihm erlaubt wird, zu wählen, oder?
Die Forderung nach einem Wahlrecht ohne Altersgrenze ist wohlüberlegt und sehr gut durchdacht. Über Deine Gedanken kann man das jedoch nicht sagen.
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