Beitrag von T. am 09.07.2004
Wer kann mir ein vernünftiges Argument nennen, warum Kinder kein Wahlrecht haben?
Beitrag von S. am 10.07.2004
Auch ich finde es nicht in Ordnung, dass Kinder und Jugendliche nicht wählen dürfen. Sie gehören zur Gesellschaft genauso dazu wie Erwachsene. Sie von der demokratischen Mitbestimmung auszuschließen widerspricht den Grundsätzen von Demokratie und Humanität. Die Altersgrenze von 18 Jahren ist ein Anachronismus. Wer an politischen Wahlen teilnimmt, sollte aber auf der anderen Seite über ein Mindestmaß an Urteilsfähigkeit verfügen. Das ist bei jüngeren Kindern sicherlich nicht der Fall. Ich halte es daher für sinnvoll, beim Wahlrecht zwischen jüngeren und älteren Kindern zu unterscheiden. Mein Vorschlag: Eine bewusst niedrig angesetzte Altersgrenze von 10 Jahren.
Jede Altersgrenze ist natürlich willkürlich und damit letztendlich ungerecht. Trotzdem sollten Kinder erst wählen, wenn sie in der Lage sind, politische und gesellschaftliche Vorgänge wahrzunehmen und sich eine eigene Meinung dazu zu bilden. Allerdings sollte man die Altersgrenze so niedrig wie möglich anzusetzen. Da man nicht allgemein festlegen kann, wann ein einzelner Mensch eine bestimmte Reife- und Urteilsfähigkeit erreicht hat, muss die Altersgrenze im Zweifel eher niedriger als höher angesetzt werden. Im Strafrecht gilt der Grundsatz „In dubio pro reo“. Übertragen auf das Problem des Wahlalters könnte das bedeuten: Die Frage nach dem Mindestalter sollte so großzügig und wohlwollend wie möglich beantwortet werden, um die unvermeidliche Ungerechtigkeit jeglicher Altersgrenze wenigstens ein Stück weit auszugleichen. Aus diesem Grund bin ich zu der Überlegung einer Altersgrenze von 10 Jahren gekommen. Ab diesem Alter sind Kinder meines Erachtens in der Lage, die Grundbegriffe von Politik und Demokratie ausreichend zu verstehen.
Beitrag von T. am 13.07.2004
>Wer an politischen Wahlen
>teilnimmt, sollte aber auf der
>anderen Seite über ein
>Mindestmaß an Urteilsfähigkeit
>verfügen.
Wird das von Menschen über 18 verlangt? Das ist für "Erwachsene" kein Kriterium, das entscheidet, an einer Wahl teilnehmen zu dürfen oder nicht.
Beitrag von S. am 15.07.2004
Ausdrücklich verlangt wird es nicht, aber es wird stillschweigend vorausgesetzt, sonst gäbe es die Altersgrenze nicht. Die Theorie der Demokratie geht ja davon aus, dass die Bürger informiert und aufgeklärt sind und ihre Wahlentscheidung bewusst und überlegt abgeben. Auch wenn dies lediglich ein Ideal ist, sollte man trotzdem daran festhalten, alles andere täte der Demokratie langfristig nicht gut. Kleinkinder können Sinn und Wert des Wahlrechts noch nicht ausreichend verstehen und einordnen, und das widerspräche dem Grundgedanken der Demokratie. Zur demokratische Idee gehört es nämlich auch, dass eine Wählerstimme eine bewusste und durchdachte Entscheidung sein soll, und das können kleine Kinder naturgemäß noch nicht. Die Fähigkeit zur eigenen Meinungsbildung muss im Zuge der Persönlichkeitsentwicklung erst erlernt werden und dies geht eben erst ab einem bestimmten Alter. Deshalb halte ich auch die Beibehaltung eines Mindestalters für gerechtfertigt. Die Altersgrenze sollte aber so niedrig wie möglich liegen, 18 Jahre sind unbestritten zu hoch. Politische Reife hängt natürlich nicht nur vom Alter ab, gar keine Frage. Die politische Bildung mancher Erwachsener ist katastrophal. Aber trotz alledem ist für eine bewusste Entscheidung irgendwo ein bestimmtes Mindestalter notwendig. An dieser Erkenntnis führt kein Weg vorbei.
Beitrag von T. am 22.07.2004
In wiefern wird vorausgesetzt, dass der wählende Bürger die politische Reife besitzt? Wo ist das verankert? Ich glaube, das ist überhaupt kein Kriterium, das irgendwie mit dem Wahlrecht jemals in Verbingung stand.
Beitrag von K. am 23.07.2004
Stimmt eigentlich. Man entzieht ja auch nicht Menschen mit geistiger Behinderung das Wahlrecht. Selbst Menschen im Koma haben Wahlrecht.
Beitrag von L. am 05.10.2004
Ich bin 18 und hab null Bock auf wählen. Die machen doch alle das selbe.
Beitrag von T. am 08.10.2004
Auch das ist Dein Recht. Diejenigen, die es wollen und nicht dürfen, werden um ein Recht beschnitten.
Beitrag von S. am 21.10.2004
Hallo? In welcher Welt lebst du denn?
Weder Kinder geschweige denn die heutigen Jugendlichen interessieren sich für politische Vorgänge. Die wollen doch nur wissen wo die nächste Party steigt und wer noch ne Zigarette übrig hat...
Beitrag von S.K. am 22.10.2004
Hallo Sonja, zu Deiner außergewöhnlich tiefgründigen und facettenreichen Kenntnis der heutigen Jugend kann ich Dir nur gratulieren! Im Gegensatz zu uns Erwachsenen sind ja die Jugendlichen untereinander alle absolut gleich. Da ist es überhaupt nicht notwendig, genau hinzuschauen und zu differenzieren. Man kann es sich so unheimlich schön einfach und bequem machen: Die vielen Arbeitslosen, dass sind alles nur faule Schmarotzer. Die ausländischen Mitbürger, das sind alles kriminelle Subjekte. Männer wollen immer nur das Eine. Frauen verstehen nichts von Technik und können nicht Auto fahren, und die Jugendlichen hängen ständig alle vollgesoffen und vollgekifft auf irgendwelchen Parties herum. Die Welt ist eben so schön einfach: Alles und jeder wird in irgendeine Schublade gesteckt. Hauptsache, es herrscht Ordnung im eigenen Weltbild!
Aber Ironie beiseite: Wir leben in einer Welt voller Vorurteile und voller eingeengter Blickwinkel! Wenn man als Erwachsener mit sich selbst nicht im Reinen ist, dann blickt man eben voller Arroganz auf die so furchtbar schlimme Jugend herab.
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