Beitrag von K.L. am 14.07.2007
Hi,
wenn ich auf Jugendfreizeit fahre, und ein Mitglied (14 Jahre) kommt aufgrund von Stress auf die Idee, sich selbst Ritzen zu müssen, also sich mit einem Taschenmesser den Arm anritzt allerdings weit genug weg von der Pulsader. Es hat kaum geblutet und ich habe es nur durch Zufall entdeckt.
Muss ich das den Eltern mitteilen, oder kann ich das auch für mich behalten? Sie hat mir zwar hoch und heilig versprochen, dass sie so etwas nie wieder tun wird, aber was ist, wenn sie das doch noch einmal tut, und das dann ernste Verletzungen nach sich zieht? Darf ich soetwas für mich behalten, weil es mir von einem Gruppenmitglied in meiner Rolle als Vertrauensperson anvertraut wurde, oder bin ich trotzdem verpflichtet es an die Eltern weiterzugeben?
Viele Grüße,
Kai
Beitrag von Y.H. am 23.07.2007
hallo Kai!
Erstmal in welcher Situation stehst du??? bist du der Jugendleiter? wenn nur für diesen ausflug, oder ist das deine gruppe die du gut kennst????
Also damit gleich zu den Eltern laufen ist nicht gleich der beste Weg, aber es einfach vergessen auch nicht!
Da ich selber mit sowas erfahrung gemacht habe, würde ich an deiner Stelle dem Mitglied die Chance bieten mit dir ein Gespräch aufzusuchen oder zu einer anderen Person das sie mit jemandem redet und erklärt warum sie das gemscht hat. Wenn sie das tut, was auch immer sie antwortet, beobachte weiter jegliche sichtbare Körperteile(also Arme Beine, Bauch....) und schaue ob dort narben zu finden sind!
Nun ist der Punkt das Leute, bzw Kinder die sich ritzen meist die aufmerksam doch irgendwie suchen auch wenn sie das nicht zu geben.
Aber ich würde Kontakt mit den Eltern aufsuchen, wenn du weiterhin keinen Kontakt mit dem Kind hast, denn sollte das gerade der anfang gewesen sein kann man sie da noch "schnell" rausholen und es ist vll noch nciht zu spät denn macht sie das dann (schon) länger ist das nicht mehr so einfach!
Mach die Eltern daruf aufmerksam das du etwas bei ihrem Kind was bemerkt hast, ziehe aber in jedem fall das kind mit dazu, damit es sich nicht hintergangen fühlt, sprich das kind daruf an das du ihre Eltern informieren möchtest und frag ob sie dabei sein möchte, vll will sie es ihnen auch selber sagen, aber das musst du bestätigt bekommen, also nicht nur von dem Kind ;-)
Ich hoffe ich hab dir ein bisschen weiter geholfen, zwar ein bisschen wirr aber da kann man so viele verschiedene Argumente bringen!
Beitrag von K.L. am 23.07.2007
Erst einmal vielen Dank. Und deine Fragen aus dem Beitrag kann ich dir hoffentlich gut genug beantworten.
Ich stehe in der Position des Gruppenleiters, allerdings ist das keine übliche Gruppe, die sich wöchentlich trifft, sondern es ist eher eine Gruppe aus einer Klasse, mit denen ich einmal im Jahr für eine Woche oder ein Wochenende wegfahre.
Es war nicht das erste mal, dass Sie so etwas getan hat, allerdings das erste mal, dass ich das gesehen habe. Alles andere weiß ich nru aus Berichten von anderen.
Ich habe ihr gesagt, dass ich es vielleicht ihren Eltern sagen muss, und sie war daraufhin sehr aufgelöst, und meinte, sie könne das ihrer Mutter nicht antun (der Vater sitzt zur Zeit im Gefängnis, und die Mutter ist leicht überfordert, tut aber einfach alles für ihr Kind) Ich denke übrigens, dass ein Zusammenhang zwischen der Familiären Situation und ihrem Ritzen besteht. Aber ich bin kein Therapeut oder Psychologe um das gut genug beurteilen zu können.
Ich habe keine Möglichkeit das weiter zu Beobachten, sie hat mir hoch und heilig versprochen es nie wieder zu tun, aber kann ich mich darauf verlassen? Ich bin mir da ehrlichgesagt nicht so sicher.
Die Möglichkeit mit mir ein Gespräch zu führen biete ich Grundsätzlich jedem von den Kindern immer an, auch wenn es zur Zeit dann keien Probleme gibt, wissen eigentlich alle, dass sie mit jedem Problem zu mir kommen können, und ich mich nach besten Kräften um Hilfe bemühe. Und in diesem Speziellen Fall habe ich das natürlich auch angeboten, und auch das Angebot gemacht, ihr zu Helfen andere Personen zu kontaktieren, die ihr noch besser helfen können.
Denkst du, es wäre eine Möglichkeit das aus der Ferne mit Hilfe der anderen weiter zu beobachten, und ihr klar zu machen, dass ich bei dem Geringsten Hinweis, dass sie wieder schwach geworden ist, ein Gespräch mit ihr und ihrer Mutter führen werde?
Vielen Dank für deine Hilfe!
Kai
Beitrag von F.K. am 26.08.2007
Hallo Kai,
selbst Sozialpädagoge und viele Jahre Gruppenleiter bei den Pfadfindern kann ich Dir nur raten, dem Mädchen Hilfe anzubieten und nicht noch weiter Druck aufzubauen. Das Ritzen an sich hat nichts mit Sebstmord zu tun und ich kenne auch keinen, der dabei versehentlich die Pulsader erwischt hat, das ist also eher ein kosmetisches Problem. Es ist Ausdruck einer psychischen Krise und tritt u.a. bei einer Borderlinestörung auf (was nicht heißt, dass jeder Selbstverletzer automatisch ein Borderlinesyndrom hat...). Die Mutter ist wohl eher Teil des Problems und wahrscheinlich keine Hilfe. Es ist auch kontraproduktiv, sich von den Betroffenen versprechen zu lassen, dass man es nicht wieder tut, sie können gar nicht anders, als dieses Versprechen zu brechen und fühlen sich dann noch schlechter, bzw. weichen dem anderen aus, um nicht an das Versprechen erinnert zu werden und den anderen nicht zu enttäuschen.
Eigentlich sollte man ihr raten, sich professionelle Hilfe zu nehmen, muß ja nicht gleich der Psychologe sein. Vielleicht gibt es bei euch ein Mädchenprojekt oder zur Not tut es auch die Erziehungsberatungsstelle des Jugendamtes, die ist nämlich nicht nur für Eltern da. Meist hilft es auch, anzubieten, mit dorthin zu gehen. Auf alle Fälle braucht das Mädchen Hilfe und keinen Druck, den hat sie wahrscheinlich auch so schon genug.
PS: Du bist in keiner Weise verpflichtet, das den Eltern mitzuteilen, da es weder lebensgefährlich noch verboten ist. Da müßte man ja auch Nägelknabbern und Mückenstichkratzen melden. Und für psychische Belastungssituationen bist Du sicherlich auch nicht zuständig. Es ist übrigens höchst unwahrscheinlich, dass die Mutter das nicht schon selbst bemerkt hat.